Võsa, Aira (2024). Religiöser Habitus in den Schriften der drei deutschbaltischen adligen Frauen: Elisa von der Recke, Barbara Juliane von Krüdener und Helene Marie von Kügelgen. In: Proceedings of the National Library of Latvia, 13 (XXXIII), 81−102.

Religious Habitus in the Writings of Three German-Baltic Noblewomen: Elisa von der Recke, Barbara Juliane von Krüdener and Helene Marie von Kügelgen

This essay deals with the religiosity of three prominent Baltic-German noblewomen born in the second half of the 18th century: Elisa von der Recke, Barbara Juliane von Krüdener and Helene Marie von Kügelgen. The philosophical and religious beliefs of these women were shaped by the major intellectual movements of their time, such as the Enlightenment and late Pietism. A selective study of their texts will determine the religious orientation of the authors and their relationship to pietism. In addition, the question of whether and how their religiosity was influenced by their aristocratic status is examined. The analysis shows that, in contrast to Elisa von der Recke, whose religiousness led to a rational enlightenment with esoteric accents, Barbara Juliane von Krüdener’s religious development led from an enlightened understanding to a mystical one, enriching her spirituality with Pietist and Moravian elements. Helene Marie von Kügelgen can be seen as a representative of the revivalist movement. Two of these ladies, Recke and Krüdener, recognised the concept of nobility achieved through virtue or rebirth. In their eyes, the aristocratising ideal of virtue or soul nobility complemented and ‘ennobled’ the hereditary nobility.

Religiöser Habitus in den Schriften der drei deutschbaltischen adligen Frauen: Elisa von der Recke, Barbara Juliane von Krüdener und Helene Marie von Kügelgen

Der Aufsatz befasst sich mit der Religiosität dreier prominenter deutschbaltischer, literarisch tätiger Adelsfrauen, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geboren wurden. Die philosophischen und religiösen Überzeugungen dieser Frauen waren von den großen geistigen Bewegungen ihrer Zeit wie der Aufklärung und dem Spätpietismus geprägt. In einer selektiven Untersuchung ihrer Texte wird die religiöse Orientierung der Autorinnen und ihr Verhältnis zum Pietismus genauer bestimmt. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, ob und wie ihre Religiosität durch ihren adeligen Stand beeinflusst wurde. Die Analyse zeigt, dass im Gegensatz zu Elisa von der Recke, deren Religiosität in eine rationale Aufklärung mit esoterischen Akzenten mündete, Barbara Juliane von Krüdeners religiöse Entwicklung von einem aufgeklärten Verständnis zum mystischen führte und sie ihre Spiritualität mit pietistischen und herrnhutischen Elementen anreicherte. Helene Marie von Kügelgen kann als Vertreterin der Erweckungsbewegungen angesehen werden. Zwei dieser Damen, Recke und Krüdener, erkannten das Konzept des durch Tugend oder Wiedergeburt erlangten Adels an. Das aristokratisierende Ideal des Tugend- oder Seelenadels ergänzte und „veredelte“ in ihren Augen den Geschlechtsadel.